Die INFLA-Berichte

Im Laufe der Jahrzehnte hat unser Mitteilungsorgan verschiedene Phasen durchlaufen, an die wir hier kurz erinnern wollen.

Das Bedürfnis nach einem vereinseigenen Informationsblatt entstand erst 1936, also fünf Jahre nach Gründung unseres Vereins in Berlin. Denn bis dahin hatte der Drucker und Verleger Georg Moser, Immenstadt i. Allgäu, aus Begeisterung für die Inflationsphilatelie die Monatsschrift „Der Deutsche Inflationsmarken-Sammler" (DIS) – 1934 umbenannt in „Deutschlandsammler-Warte" (DSW) – erscheinen lassen, die dann zugleich das Vereinsorgan war. DIS und DSW kann man daher als die Vorläufer der Infla-Berichte ansehen.

Nach der Übernahme des Moser-Blattes durch die in Pößneck erscheinende „Deutsche Zeitung für Briefmarkenkunde" (DBZ) wurde diese zwar auch Organ des Infla-Vereins, doch die vereinsinternen Meldungen mussten entfallen. Dies war für Gustav Kobold der Anlass zur Herausgabe eines zusätzlichen Mitteilungsblattes, der „Infla-Berichte" (InB). Die erste Ausgabe erschien im Juli 1936 und beinhaltete ganze vier mit Schreibmaschine beschriebene Seiten. Ab der Nr. 4 im März 1937 folgten dann gedruckte Mitteilungen. Trotz der erschwerten Umstände während des Krieges brachte man es bis zum Oktober 1944 auf 31 Berichte, die allerdings nur in unregelmäßigen Abständen und mit stark wechselndem Umfang erscheinen konnten.

Zum Kriegsende hin erlosch das Vereinsleben und im Oktober 1945 verboten die Kontrollratsgesetze der Siegermächte jegliche Vereinsarbeit in Berlin. Dies führte zur Gründung eines Zweigstellenvereins in den westdeutschen Besatzungszonen (ZVW). Aus dieser Zwischenzeit stammen drei Mitteilungsbriefe. Nach der Wiederzulassung des Berliner Vereins im März 1950 fand noch im selben Monat eine „Hauptversammlung" der Berliner Mitglieder statt, über die der neue Vorsitzende Karl Scharfenberg in einem Rundschreiben auch die Mitglieder des ZVW unterrichtete. Ab Februar 1951 erschienen wieder Infla-Berichte, jetzt aber mit der gehobenen Zielsetzung einer „Vereinszeitschrift". Also setzte man die Nummerierung der Berichte nicht einfach fort, sondern begann die neue DIN A5-Ausgabe mit „Neue Folge, Nr. 1". An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass sich die neue Berliner Vereinsspitze schwer tat, die großen Pläne in die Tat umzusetzen: Zu widrig waren die Umstände, zu sehr fehlte ein Mann vom Schlage des Gustav Kobold. Das Vereinsorgan erschien zeitweise sehr unregelmäßig, manche Jahre gar nicht, und teilweise in einer heute fast unleserlich gewordenen Ausführung. Schließlich brachte es die Berliner Nachkriegsphase in 13 Jahren lediglich auf 23 Ausgaben.

Erwähnenswert sind die Berichte von 1957, bei denen der 2. Vorsitzende und INFLA-Prüfer Dr. Gerhard Düntsch als Schriftleiter fungierte. Er war es, der die Neue Folge auch als kontinuierliche Fortsetzung der Koboldschen Infla-Berichte sah und konsequenterweise für Heft 17 (Februar 1957) dann Doppelnummern vergab: "Nr. 17/Neue Folge" und daneben auch „Nr. 48/Gesamtfolge". Diese etwas verwirrende Nummerierung wurde bis 1969 praktiziert. Eine weitere Neuheit war „Infla" in Großbuchstaben, also „INFLA-Berichte" auf der Titelseite; doch 1960 ging man zur alten Schreibweise zurück und ist dabei bis heute geblieben.

Die Berliner Führung leistete sich mit der Vernachlässigung der externen Vereinsmitglieder einen gravierenden Fehler, der sicherlich für die damalige Stagnation des Vereins mit verantwortlich war. Erfreulicherweise änderte sich dieser Zustand ab Mai 1963 mit der Wahl von Dipl. Ing. Leendert Smidt aus Wien zum 2. INFLA-Vorsitzenden. Gegen den Widerstand der Berliner Mitglieder übernahm dieser auch die Redaktion der Infla-Berichte. Unter seiner Verantwortung erschien die Schrift ab September 1964 (Neue Folge Nr. 24, Gesamtfolge Nr.55) endlich regelmäßig mit vier Ausgaben pro Jahr, jeweils im März, Juni, September und Dezember. Die positive Auswirkung zeigte sich bald in der anhaltend steigenden Mitgliederzahl. Ab September 1969 ging man schließlich von den Doppelnummern ab: Man verzichtete auf die Erinnerung an den Neubeginn nach dem Krieg und setzte allein die Nummerierung der Gesamtfolge fort. Erstes Heft dieser Art waren die Infla-Berichte Folge Nr. 75.

Es war ein besonderer Glücksfall für den Verein, dass die Redaktion der Infla-Berichte weiterhin und noch für lange Zeit in „Wiener Hand" blieb. Im Januar 1971 löste der INFLA-Prüfer Ing. Gotwin Zenker, Wien, Leendert Smidt als 2. Vorsitzenden und verantwortlichen Redakteur ab, um den Inhalt der Infla-Berichte hatte er sich bisher schon gekümmert. Zenker war bis zum Jahr 2003 ein äußerst aktiver stellv. Vereinsvorsitzender, seine Verdienste gehen über die Redaktion der Berichte weit hinaus. Auf der Jahreshauptversammlung 2000 in Berlin musste Gotwin Zenker dann erleben, dass die Anregung des Vorsitzenden Hartmut Winkler auf Änderung des Zeitschriftenformats von DIN A5 auf DIN A4 eine große Mehrheit fand. Zenker selbst hatte mit der modernen Textverarbeitung keine Erfahrung und wäre am liebsten weiterhin bei der bisherigen Prozedur geblieben. In seinem „Abschied" in Folge Nr. 200 (Dez. 2000) schreibt er zur Formatänderung: „Es ist zwar nicht meine Überzeugung, daß dies nötig wäre – habe ich doch in 35 Jahren 145 Hefte in diesem kleineren Format in Eigenarbeit zusammengestellt – und immer konnte ich nur gute Kritiken über Art und Inhalt der Berichte hören!"

Nach einer Aufzählung der Nachteile des größeren Formats – gleicher Inhalt bei höheren Herstellungs- und Versandkosten sowie eine unpraktische Aufbewahrung – dankt Zenker dann den Mitgliedern für die langjährige Unterstützung durch Zulieferung von Meldungen und Artikeln. Einen Herrn nennt er noch namentlich, ohne dessen „tatkräftige Mitarbeit die INFLA-Berichte der letzten Jahre gar nicht möglich gewesen" wären. Gemeint war Herr Horst Lüddicke, Träger der Kobold-Medaille 2012.

Gotwin Zenker betreute das neue Format noch bis Folge 208. Ab Heft 210 wurden die Schwarz-Weiß-Abbildungen durch farbige Abbildungen ersetzt. Heute liefern die Autoren ihre Fachartikel vielfach druckfertig ein. Eine Zensur findet nicht statt. Die Zeitschrift entspricht damit vom Inhalt und Aussehen den Anforderungen eines der größten Vereine im Bund Deutscher Philatelisten, sie ist das Aushängeschild von INFLA-Berlin e.V.

Anlässlich der Briefmarkenbörse in Sindelfingen erlangte unser Vereinsorgan 2016 den 1. Platz bei der Verleihung des Rauhut-Literaturpreises. In der Zeitschrift philatelie 474 vom Dezember 2016 wurde in der Begründung angegeben: „... dass Infla-Berlin eine der großen klassischen Arbeitsgemeinschaften sei und sich auch so in ihren Rundbriefen präsentieren würde: Nämlich übersichtlich, mit großer Themen-Vielfalt und mit sehr gut bebilderten Heften, dabei redaktionell auf derart hohem Niveau, dass auch ein fortgeschrittener Sammler diese Rundbriefe als Bereicherung empfinden müsse."

Dr. Irmin-Rudolf Jahn, Harald Mürmann


Abschließend noch einige Anmerkungen: