Belege der Inflationszeit

Hier stellen wir Postkarten, Briefe, Drucksachen, Paketkarten usw. aus der Inflationszeit von August 1916 bis Dezember 1923 und "Nachläufer" bis April 1924 vor. Es werden "einfache" Belege gezeigt, um die Porti der Versandarten aufzuzeigen, aber einige Sammler haben darüber hinaus auch etliche Stücke aus dem Raritätenkabinett zur Verfügung gestellt. Daher haben Sie hier Gelegenheit, auch das eine oder andere Unikat bewundern zu können.

Die Abbildungen wurden von Belege-Sammlern zur Verfügung gestellt oder stammen aus dem Archiv von INFLA-Berlin. Da die Abbildungen des Archivs oft von Alt-Prüfern hergestellt wurden, die noch nicht über PC, Scanner und Bildbearbeitungs-Software verfügten, müssen wir mit der minderen Qualität einfach leben.

Die Belege werden jeweils innerhalb der bekannten Portoperioden (PP) vorgestellt. Die 1. Portoperiode vom 1. Juli 1906 bis 31. Juli 1916 bleibt hier unberücksichtigt, da sie vor der Infla-Zeit liegt.

Hinweise:

Auch wenn die Inflation meist auf die Jahre 1919 bis 1923 festgelegt wird, muss man den Beginn doch früher ansetzen. Bereits kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde die Bevölkerung des Deutschen Reiches zur Zeichnung von Kriegsanleihen aufgerufen. Da Kriege nun einmal sehr viel Geld kosten, reichten diese bald nicht mehr zur Finanzierung aus und so kam am 1. August 1916 die "Außerordentliche Reichsabgabe", bei der das Porto für die gängigen Versendungsarten um 50 % erhöht worden ist. Somit ist dieses Datum als Beginn der Inflation anzusehen. Am 1. Oktober 1918 kam dann die 2. "Reichsabgabe", danach verfiel die Mark zusehend schneller, was sich auch in immer kürzeren Portoperioden wiederspiegelt. Schließlich war im November 1923 der Rekord mit fünf Portoperioden innerhalb eines Monats zu verzeichnen.

Anhand der nachstehenden Tabelle wird die Entwicklung des Portos für eines Fernbrief bis 20 Gramm aufgezeigt. Zu den Belegen gelangen Sie durch einen Klick auf die jeweilige Portoperiode:

Portoperiode Beginn Ende Porto
PP   2    1.   8. 16   30.   9. 18  15 Pf 
PP   3    1. 10. 18   30.   9. 19  15 Pf 
PP   4    1. 10. 19     5.   5. 20  20 Pf 
PP   5    6.   5. 20  31.   3. 21 40 Pf 
PP   6    1.   4. 21  31. 12. 21 60 Pf 
PP   7    1.   1. 22  30.   6. 22  200 Pf 
PP   8    1.   7. 22  30.   9. 22  300 Pf 
PP   9    1. 10. 22  14. 11. 22 6 M 
PP 10  15. 11. 22  14. 12. 22 12 M 
PP 11  15. 12. 22  14.   1. 23 25 M 
PP 12   15.   1. 23  28.   2. 23 50 M 
PP 13     1.  3. 23  30.   6. 23 100 M 
PP 14     1.  7. 23  31.   7. 23 300 M 
PP 15     1.  8. 23  23.   8. 23 1.000 M 
PP 16   24.  8. 23  31.   8. 23 20.000 M 
PP 17     1.  9. 23  19.   9. 23 75.000 M 
PP 18   20.  9. 23  30.   9. 23 250.000 M 
PP 19     1. 10. 23    9. 10. 23 2 Mio. M 
PP 20   10. 10. 23  19. 10. 23 5 Mio. M 
PP 21   20. 10. 23  31. 10. 23 10 Mio.M 
PP 22     1. 11. 23    4. 11. 23 100 Mio. M 
PP 23     5. 11. 23  11. 11. 23 1 Mrd. M 
PP 24   12. 11. 23  19. 11. 23 10 Mrd. M 
PP 25   20. 11. 23  25. 11. 23 20 Mrd. M 
PP 26   26. 11. 23  30. 11. 23 80 Mrd. M 
PP 27a    1. 12. 23  31. 12. 23 100 Mrd. M 
PP 27b    ab  1. 12. 23          10 RPf 
     Nachläufer  ab  1.   1. 24       10 RPf 

 

Die damaligen Verhältnisse während der Endphase der Inflation in den Monaten Oktober und November 1923 kann man sich heutzutage fast nicht vorstellen. Das Geld verlor in immer kürzeren Abständen an Wert.

Die Grafik stellt den stündlichen Wertverlust der Mark (bezogen auf den Wert am 1. Juli 1914) dar. Am Ende betrug der Wertverlust knapp 15 Milliarden Mark pro Stunde, das muss man erst einmal versuchen, zu realisieren.

Das Ende der Inflation wurde mit der Errichtung der Rentenbank am 15. Oktober 1923 eingeleitet. Am 15. November wurde dann die Einführung der Rentenmark beschlossen, aber es stand noch kein Umrechnungskurs zum US-Dollar fest, da die Papiermark in den Novembertagen stetig weiter an Wert verlor. Schließlich gelang die Stabilisierung bei 4,2 Billionen Papiermark (dem Kurs vom 20. November). Damit waren nun die Voraussetzungen geschaffen, neues Geld und neue Briefmarken zu drucken. Dass dies nicht über Nacht geschehen konnte, ist einsichtig. Fortan lief in der Reichsdruckerei die Produktion der neuen Rentenpfennig-Marken und Banknoten auf Hochtouren.