Infla-Berichte 1969 - 2000 (Gesamtfolge im Format A5)

Ob ein Verein lebt, zeigt sich auch daran, ob die Vereinsführung willens und in der Lage ist, sich neuen Anforderungen zu stellen und bereit ist, neue Wege zu beschreiten. Mit Leendert Smidt (ab 1963) und Gotwin Zenker (ab 1971) hatte der 1. Vorsitzende Fritz Gaedicke jeweils einen tatkräftigen Stellvertreter an seiner Seite, die sich diesen Anforderungen stellten.
Ab 1967 fanden jährliche Vorstandstreffen in Passau statt. Nicht lange danach treffen sich auch die INFLA-Prüfer zu gemeinsamen Besprechungen. So konnten Vereinsbelange und auch Prüfprobleme zunächst ohne zeitlichen Druck in Ruhe besprochen werden. Als werbewirksam hat sich dabei ergeben, die Prüfgebühren für Mitglieder zu senken. Aber auch die mittlerweile zahlreich erschienenen Bände der INFLA-Bücherei tragen dazu bei.
Der Umfang der INFLA-Berichte betrug meist acht Seiten, in seltenen Fällen auch mal ein wenig mehr. Wie in den meisten Vereinen waren es fast immer die selben Personen, die Beiträge veröffentlichten. Es tauchten zwar nach und nach neue Namen auf, andere fielen hingegen durch Tod aus, so dass die Zahl aktiver Schreiber auch weiterhin ziemlich konstant blieb. Nachdem 1964 der Verein nur noch 142 Mitglieder zählte, stiegen die Zahlen danach nun wieder stetig. 1970 wurden bereits über 200 Mitglieder gezählt und 1982 die Schallmauer von 500 durchstoßen.
Auch das immer noch vorhandene Problem, dass sich viele Mitglieder außerhalb Berlins als solche 2. Klasse fühlten, wurde nun angegangen. Nach ab 1970 anfänglich vereinzelten Treffen im Bundesgebiet wurden nach und nach Regionalgruppen mit jeweils einem Regionalleiter eingeführt, die das Vereinsleben mittlerweile weit über Berlin hinaus belebt haben. Endlich bestand die Möglichkeit, dass Mitglieder im Bundesgebiet sich zusammen setzen und persönlich kennenlernen konnten, wobei Fachsimpelei und Tausch schnell Anklang fanden. Auch die zunehmend durchgeführten Vorträge während der Regionaltreffen waren eine Bereicherung. Last not least kam auch die eine oder andere persönliche Freundschaft zustande.
1983 war das Jahr, in dem eine lange Ära endete. Fritz Gaedicke kandidierte nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden. 30 Jahre lang hatte er den Verein unter teils schwierigen Bedingungen geführt, eine Leistung, vor der man nur den Hut ziehen kann. Zum neuen 1. Vorsitzenden wurde Günter Bechtold gewählt. Gotwin Zenker blieb dem Verein als 2. Vorsitzender erhalten, der auch in bewährter Manier die Hefte der INFLA-Berichte erstellte. Fritz Gaedicke wurde der erste Ehrenvorsitzender von INFLA-Berlin.
Ein leidiges Problem war nach wie vor die schleppende Beitragszahlung etlicher Mitglieder, die den Schatzmeister in den März- und Juniheften dazu veranlasste, die säumigen Zahler zu mahnen. Doch dies dürfte damals auch in anderen Vereinen nicht anders gewesen sein. Der Schreiber dieser Zeilen war Anfang der 80er Jahre ebenfalls „Finanzminister" eines Vereins und kann ein Lied davon singen, denn das Verfahren, Mitgliedsbeiträge per Bankeinzug zu zahlen, steckte noch in den Kinderschuhen und wurde auch vielfach skeptisch betrachtet.
Die Einrichtung der ersten Regionalgruppen wurde überwiegend positiv aufgenommen, so dass in den folgenden Jahren deren Zahl nach und nach wuchs. Zunehmend, um nicht zu sagen fast verpflichtend, wurde ein philatelistischer Vortrag geboten, mitunter auch zu Sammelgebieten abseits von Infla. Aber ein Blick über den Tellerrand hat noch nie geschadet. Ein wichtiger Faktor war einfach, dass Mitglieder (und bisweilen auch Gäste) sich persönlich begegneten und Kontakte geknüpft wurden. Oftmals ergaben sich auch Möglichkeiten zu Tausch und Kauf. Und wenn sich dann noch ein INFLA-Prüfer die Ehre gab, war die Bude immer voll. Leider war es trotz mehrfacher Anläufe nicht gelungen, in ländlichen Regionen solche Treffen ins Leben zu rufen.
Da das Sammelgebiet Inflation viele Facetten hat, wurden Sachbearbeiter für Teilgebiete eingeführt, die fortan für die Bearbeitung ihres jeweiligen „Terrains" zuständig waren. Diese sollten für ihr jeweiliges Gebiet Mitteilungen von Mitgliedern entgegennehmen, diese überprüfen und schließlich auch für die Allgemeinheit in den Heften der INFLA-Berichte zur Verfügung stellen. Die Hefte selbst wurden ab 1984 auch umfangreicher. Waren bisher acht bis maximal 12 Seiten die Regel, betrug sie nun mindestens 16 Seiten und mehr.